Metall
» Feuerschweißen: Feuer macht die Grenzen weich, der Hammer hebt sie auf. Zwei, drei oder hundert eiserne Teile werden zu einem. Nahtlos wachsen sie zusammen. Sehen aus wie eins, verhalten sich wie eins, lassen sich gestalten wie eins. «
» Hartes und elastisches, dunkles und helles, Stahl und Eisen − das Damaszieren schafft Einheiten aus Widersprüchen. Als feine Platten geschichtet, als dünne Stäbe wie Kordeln umeinander gewunden und mit Feuer verschweißt. So wird aus zwei Metallen das Neue beim Schmieden geboren: Es verbindet die Eigenschaften des einen und des anderen und hat doch ganz eigene, die jedes alleine nicht hat. Im 9. Jahrhundert hohe Kunst in den Schmieden der Franken, vollendet zu nennen auf den Märkten des Stadt Damaskus: Festigkeit, Elastizität und Schönheit des Damaszenerstahls. «
» Feuer und Eisen: Ihr Ursprung sind Materialien. Mit Feuer werden sie geschmolzen, weich und fließend lassen sie sich formen, um dann glänzend zu erstarren. Was ist ähnlicher in der Entstehung als Eisen und Glas. Zerbrechlich, spröde und durchsichtig klar das eine. Fest, federnd und massiv das andere. Glas und Eisen- was könnte sich verschiedener zeigen? Ihr Kontrast ist der Reiz. Das harte doch zarte Glas, das fast unsichtbar die Flamme trägt, wird gehalten vom federnden Metall. Sorte und Stärke des Eisens verwandelt das Schmieden in leichte, mäßige starke Spannung. Die Eigenschaften des Metalls werden Gestalt. «
» In den Schlägen der Schmiedehämmer liegen Melodie und Rhythmus. Die Sage erzählt von Pythagoras, der die Musik erfunden hat: „Wie durch göttliche Fügung kam er an einer Schmiede vorbei und hörte, dass die Hämmer, die das Eisen schlagen, paarweise Harmonien ergaben in Form der reinen Intervalle von Oktave, Quarte und Quinte.“ Ebenso der Rhythmus. Zwei kurze Vorschläge auf den Amboss, der lange Schlag auf das Eisen. So lassen die Schmiede Metren entstehen. Der Hammer singt. «
» Alt sind das Material, die Kunst und die Herausforderung: durch bisher ungedachte Gedanken und große Kunstfertigkeit dem Bekannten Neues zu entlocken. Der Verbündete: das Eisen. Wer seine Eigenschaften erkennt, nutzt und reizt, kann sie ins Unerwartete steigern. So elastisch und von so sensibler Kraft ist die Elastizität des fein geschmiedeten Eisens, dass sie Glas hält, ohne es zu brechen. Dass sie Formen bildet wie Rohr im Wind. «
» Metall fordert die Formen heraus. Es nimmt sie alle an und lässt sich jeden Ausdruck geben: Metalle können schwer, massiv und gewaltig sein, aber auch leicht und zart. Hart und elastisch. Schwer oder leicht. Matt oder Glanzvoll. Kalt oder heiß. Glück und Tod. Mammon und Mythos, zwei Metalle haben die Menschheit stets besonders fasziniert: Das Gold und das Eisen. Das Gold war herrlicher. Das Eisen war mächtiger. In alten Zeiten waren oft Schmiede die Führer und Fürsten ihres Volkes. Geheimnisvoll war die Herkunft der Erze aus dem Bauch der Erde. Als wundertätig galten Schmiede, Amboss und Eisen. Schmieden ist schöpferisch, Hammerschlag für Hammerschlag, Molekül für Molekül schafft das Schmieden Neues. Neue Wege durch ein altes Handwerk. Die Herausforderung, Grenzen zu überschreiten. Wie lässt sich schaffen, was bisher niemand schuf? Für den Schmied hält das Eisen noch viele Formen bereit. «
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